Aggressiv friedensbewegt: Russland-Kritik bei Bremer Demo zum Ukraine-Konflike unerwünscht

Frieden predigen, Intoleranz zeigen: Bei der Demonstration des Bremer Friedensforums zur Deeskalation im „Ukraine-Konflikt“ auf dem Marktplatz direkt vor den Türen der Bürgerschaft am Mittwochabend hatten die Stimmen der Betroffenen nur wenig Chance.

Mit der ukrainischen Nationalflagge in gelb und blau umhüllt hatte sich Solomiya Przybyla mit einigen Freundinnen auf die Treppen gestellt und selbst gestaltete Plakate in die Höhe gestreckt. „RuSSen sind keine Freunde, sondern Okkupanten“ stand auf einem; das „SS“ in Anlehnung an die Schutzstaffel Nazi-Deutschlands. Dazu waren Einschusslöcher und Blutspuren eingezeichnet. Auf einem anderen Plakat zeigte die Gruppe an einer Karte die derzeit von Russland – beziehungsweise aus dem Kreml unterstützten Milizen – besetzten Gebiete.

Mit „Peace“-Fahne gegen Banner

Das war manchen Demonstration:innen offenbar zu viel. Mit „Peace“-Regenbogenflaggen und Regenschirm versuchten mehrere, die Botschaften zu verdecken und gingen die Gruppe verbal an. „Ob wir nicht für Frieden sind“ sei sie immer wieder gefragt worden, erzählte Przybyla später. Auch Rassismus und Nationalismus wurde der Gruppe vorgeworfen. „Wir wissen, was Krieg ist – und wir wollen auch Frieden“, betonte sie. Doch die Realität sei eben, dass sich die Ukraine verteidigen müsse: „An gewissen Stellen hat man keine Wahl.“ Die Neutralität gegenüber der NATO bis 2014 habe dem Land den Krieg gebracht.

Die Bremerin ist in Lwiw (Lemberg) geboren, sie und ihre Freundinnen stellten auf dem Marktplatz die einzig sichtbare Gruppe, die einen persönlichen Bezug zur Ukraine hat. Przybyla engagiert sich unter anderem über den Verein „Herz für die Ukraine“ für die Opfer des Krieges. Viele der unterstützten Kinder hätten sich inzwischen der Armee angeschlossen, nachdem ihre Väter gefallen seien. Sie wollten nun ihre Häuser, Mütter und Geschwister verteidigen. „So sieht die Realität bei uns aus“, sagte Przybyla. Mehrfach verglich sie das Verhalten Russlands mit dem Deutschlands 1939: „Deutschland sollte wissen, was passiert, wenn ein Verrückter plötzlich an die Macht kommt und die Welt erobern oder das Sowjet-Imperium wieder aufbauen will.“

Przybyla: „Das war eine Farce“

Doch bei dem, was sie von der Bühne hörten, entfuhren der Gruppe entgegen des großtönigen Applause Buh- und Pfui-Rufe. Etwa, als es hieß, die ukrainische Regierung erfülle als einzige Partei nicht die Vereinbarungen des Minsk-II-Abkommens oder sie solle keine Truppen in den Osten an die Front zu den besetzten Gebieten verlegen. „Das war eine Farce“, bilanzierte Przybyla frustriert.

Unwidersprochen blieben dagegen Plakate wie „keine Front gegen die Russen“ (die ihrerseits mit mehr als 100.000 Soldaten nahe der Grenze zur Ukraine eine aufbauen). Auch die Botschaft, die NATO sei von den USA gegründet worden, um die Völker zu unterdrücken: „USA Mörder“ fand da offenbar mehr Anklang.

Während am Redner:innenpult der Auftritt Annalena Baerbocks, Außenministerin, mit Schutzweste an der Front im Donbass statt „mit Sonnenblumen“ in Kiew kritisiert oder ein Ausschluss von Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert wurde, blieb es auffallend ruhig um die Unterstützung Russlands in den Separatistengebieten Donezk und Lugansk sowie die völkerrechtlichswidrige Annexion der Krim. Stattdessen hieß es, es brauche eine „tragfähige Sicherheitsarchitektur für alle Beteiligten“ oder Russland müsse einbezogen statt ausgeschlossen werden. Kaum eine Rolle spielte die Drohkulisse, die der Kreml in den vergangenen Monaten aufgebaut hat.

Solomiya Przybyla über die Friedensdemo in Bremen.

1 Kommentar

  1. Dr.Markevych

    Endlich eine wahrhafte Darstellung, wer die Ukrainer sind, was von einer bitteren Realität seit 2014 sie durchleben. 13 000 Tote aufgrund des Krieges. Der Auftraggeber und Führer dieses Krieges sitzt in Kreml.

    Linke und Kommunisten haben nicht in dieser Friedensdemonstration was zu suchen. Mit allen Taten und Wörtern unterstützen sie letztendlich den Kriegerführer – Russland.

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